Von Ort zu Ort. Lichtkunstwerke in Parks, Villen und Museen
Ausstellung im Rahmen der Internationalen Lichttage Winterthur 2007
vom 3. bis 25. November 2007
Die von Yvonne Ziegler kuratierte Ausstellung zeigt Werke von elf national und international renommierten Künstlerinnen und Künstlern und findet größtenteils in öffentlichen Räumen rund um die Winterthurer Altstadt statt. Neben der Präsentation von Leihgaben internationaler Häuser werden auch speziell für die Ausstellung realisierte Lichtkunstwerke gezeigt. Die Künstler haben sich dazu mit der Stadtgeschichte Winterthurs und ihren historischen Kunststätten im Medium des Lichts auseinander gesetzt.
Nach der erfolgreichen Premiere der Internationalen Lichttage Winterthur im Jahr 2004 – mit dem Schwerpunkt Lichtgestaltung im ehemaligen Sulzer-Industrieareal – findet im November 2007 zum zweiten Mal dieses in der Schweiz in Bezug auf die Thematik einmalige Ereignis statt. Der Fokus liegt diesmal auf der Präsentation von Lichtkunst im öffentlichen Raum. Die Parks und Villen von ehemaligen Fabrikanten, den für die Stadt Winterthur so bedeutenden Kunst- und Kulturförderern, sowie die Grünflächen der ansässigen Museen sind die Orte, an denen die Ausstellung Von Ort zu Ort. Lichtkunstwerke in Parks, Villen und Museen im Rahmen der Internationalen Lichttage Winterthur 2007 gezeigt wird. Die insgesamt zehn Präsentationsorte befinden sich nahezu alle im Stadtkern Winterthurs und sind untereinander zu Fuß gut erreichbar. Leuchtende Kunstwerke, die normalerweise im White Cube des Museums zu finden sind, wandern in den allseits sichtbaren öffentlichen Raum, um nicht nur gezielt Besucher, sondern auch zufällige Passanten direkt anzusprechen und zu einer Auseinandersetzung einzuladen. Durch die Aufstellung der Lichtkunstwerke an Kunstorten wirft die Ausstellung auch ein Licht auf den Kunstreichtum der Museen und auf die Kultur- und Stiftungsgeschichte der Stadt.
Die Ausstellungsorte sind gut zu Fuss erreichbar und bilden einen zusammenhängenden Kunstparcours. Die Kunstwerke leuchten jeden Abend von 17.00 bis 22.00 Uhr.
Katalog: Verein Internationale Lichttage Winterthur u. Yvonne Ziegler (Hg.): Von Ort zu Ort. Lichtkunstwerke in Parks, Villen und Museen: Internationale Lichttage Winterthur 2007, Stiftung Edition Winterthur 2007, mit Texten von Andreas Beitin, Ines Goldbach, Gregor Jansen, Oliver Kielmayer, Alice Koegel, Marcel Oettrich, Markus Rigert, Dieter Schwarz, Thomas Seelig, Mirjam Varadinis, Matthias Weiss u. Yvonne Ziegler.
Angaben zu den Künstlern und Werken
Siegrun Appelt
in situ-Arbeit: 44 kW, 2007. 22 Thorn-Mundial-Strahler à 2000 Watt / 380 Volt, 22 Transformatoren, 22 Verteilerkästen, Leitungen, Texttafel
Die Rathauspassage, die den einzigen Zugang zum Museum Briner und Kern bildet, wird durch ein Werk von Siegrun Appelt taghell erleuchtet. Mit 22 Strahlern wird ein Lichtraum geschaffen, der nicht nur die Helligkeit des Sonnenlichts übertrifft und die dafür notwendige Energieaufwendung von 44 kW fassbar macht, sondern Licht auch physisch als Wärme fühlbar und elektrischen Strom anhand des Brummens der 22 Transformatoren erlebbar werden lässt. Lichtverschmutzung, Energie(in)effizienz und die raumgestaltende Potenz des Lichts werden durch diese weithin sichtbare Arbeit erfassbar. Auf einer Texttafel stellt die Künstlerin dem Besucher Vergleichsbeispiele zur Verfügung, so dass er die abstrakten Größen des Werkes (44 kW, 220.000 Lux) in Bezug zu Alltagsphänomenen wie Schaufensterbeleuchtung, Fußballplatzilluminierung oder Mondlichtstärke setzen kann.
Die österreichische Künstlerin Siegrun Appelt (geb. 1965) arbeitet seit 2003 mit Licht. Ihre Arbeiten zeichnen sich durch kalte Helligkeit, fühlbare Wärme und große Lichträume aus. So erhalten Räume zwischen Gebäuden durch ihre Lichtinstallationen ebenso eine neue Aufmerksamkeit wie ganze Baukörper. Zufallsgesteuert gehen Strahler an und aus wie etwa auf dem Maag-Areal in Zürich. Das Kunsthaus Bregenz hingegen wurde anhand einer vorher genau festgelegten Reihenfolge zunächst ganz und dann jeweils seitenweise für einen bestimmten Zeitraum erleuchtet. Starke, das Sonnenlicht übertreffende Helligkeit benötigt viel Energie. Um den überflüssigen Energieverbrauch und die Lichtverschmutzung durch Streulicht und Reflexionslicht in den Städten deutlich zu machen, wählt die Künstlerin licht- und energiestarke Anordnungen, die weithin sichtbar und physisch fühlbar machen, was abstrakte Größen wie 114 kW überhaupt bedeuten. Und durch das Abschalten von überflüssiger Beleuchtung im Stadtraum wird die Energie für ihre Installation am jeweiligen Standort gewonnen. So macht auch das Abschalten Energie wahrnehmbar.
Nach der Präsentation von Appelts Video- und Fotografiearbeiten zum Themenkreis Interieur, Reisen und Orte des Transitorischen in verschiedenen europäischen Städten sind seit 2003 mehrere Lichtinstallationen für den öffentlichen Raum entstanden: Raiffeisenplatz Bludens, Museumsquartier Wien, ZKM Karlsruhe, Kunsthalle Schirn Frankfurt.
André Bless
Einzelausstellung der Werke: Cage, 1994, Doppelprojektion, 2 Projektoren, 2 Metallglobos, Dimension variabel; Fresco, 1989, Doppelprojektion, 2 Projektoren, 2 metallmaskierte Diagläser, Dimension variabel; Neon, 2004, Videoinstallation, Leuchtstoffröhre, (nicht angeschlossen am Stromkreis), DVD, Loop 4 Min, Edition 3; Stand by, 2005, Taschenlampe (nicht eingeschaltet), Konsole mit eingebauter Lichtquelle, 26 x 20 x 15 cm, Edition 5; Breathing, 2004, Diainstallation, 4 Autofokus-Projektoren, Luftpolsterfolien in 35 mm Diarahmen, Größe variabel: sowie Freeze und die ganz neue, für’s Gewerbemuseum konzipierte Arbeit: Transient Lights
André Bless’ Arbeiten hingegen beruhen auf sehr feinen und genauen Beobachtungen von Licht und Schatten. So projizierte er etwa für die Arbeit ‹Greeting Hopper› (2000) ein Lichtfeld mit Fensterkreuz an eine Wand, das erst bei genauem Hinsehen – wenn das durch das daneben befindliche Fenster fallende Tageslicht abnahm – als künstliches Licht erkennbar war. Durch die präzise Überblendung von Tageslicht mit Kunstlicht tariert der Künstler die Grenzen unserer Wahrnehmung aus und lenkt unseren Blick auf die kaum wahrnehmbaren Veränderungen des Lichts. Seine meist raumbezogenen Werke, die ein Innehalten und aufmerksames Beobachten des Betrachters verlangen, benötigen einen geschlossenen Kunstraum und werden daher im Gewerbemuseum Winterthur in einer kleinen Einzelausstellung gezeigt.
Der 1950 in St. Gallen geborene Schweizer Künstler André Bless begann bereits 1987 mit ersten Lichtarbeiten. Seine Werke beruhen auf sehr feinen und genauen Beobachtungen von Licht und Schatten und von Kunst- und Naturlicht. So projiziert er etwa in einem Raum mit mehreren Fenstern ein Lichtfeld mit Fensterkreuz an eine Wand, das erst bei genauem Hinschauen oder wenn das Naturlicht draußen abnimmt als künstliches Licht erfahrbar ist. Durch die präzise Überblendung des Naturlichts durch Kunstlicht tariert er die Grenzen unserer Wahrnehmung aus und lenkt unseren Blick auf die kaum wahrnehmbaren Veränderungen des Lichts.
André Bless’ Lichtwerke sind im Winterthurer Raum wohlbekannt, seine meist ortspezifischen Werke waren bereits mehrmals in Schaffhausen, Zürich, Singen, Winterthur und Aarau zu sehen. Aufgrund der sehr feinen Lichtnuancen seiner Arbeiten stellt das Gewerbemuseum einen großen Raum zur Verfügung, in dem mehrere Werke des Künstlers in einer Einzelausstellung zu sehen sein werden: Dauer der Teilausstellung: 4. November 2007 bis 2. Januar 2008
Pedro Cabrita Reis
permanente in situ-Arbeit: Down Here, Up There, 2007. Leuchtstoffröhren, Aluminium, 20 x 10 x 1100 cm
Das Kunstmuseum Winterthur wiederum wird von einer nur schmalen Rasenfläche umsäumt, auf der eine Skulptur von Thomas Schütte dauerhaft steht. Zwei grosse Glasöffnungen geben Einblick in die im Inneren des modernen Anbaus ausgestellte Sammlungspräsentation, in der im Rahmen der Lichttage auch Pedro Cabrita Reis’ Lichtkunstwerk ‹Favorite Places No. 6› zu sehen ist. Dem kubischen, luftigen Baukörper setzt der Künstler nun draussen eine leichte Lichtlinie entgegen, die sich an die Architektur anlehnt, ja über sie hinausstrebt. Quader und Linie, Architektur und Skulptur, Innenraum und Aussenraum verschränken sich im Wechselverhältnis.
Der 1956 in Lissabon geborene portugiesische Bildhauer Pedro Cabrita Reis schafft Skulpturen, die wie Architekturfragmente wirken. In Gebilden aus stehenden Stahlträgern, deren Schwere nahezu spürbar ist, befinden sich Türen, oben an der „Decke“ sind Leuchtstoffröhren befestigt. Treppen führen im Ausstellungsraum nach oben, enden an einer Wand, wo der Künstler eine Tür befestigt, ohne dass dahinter ein Durchgang wäre. Seine Werke scheinen der Frage nachzugehen, wie viel benötigt werde, um mittels weniger Materialien den Eindruck zu erwecken, es handle sich um ein Haus. Licht als Teil des Ensembles wird in seiner Funktion als Raum- und Stimmungsbildendes Element deutlich. Es gibt den Skulpturen Wärme.
Pedro Cabrita Reis war 1992 auf der Documenta IX vertreten, 2003 nahm er an der 50. Biennale von Venedig teil. Er ist mit mehreren Arbeiten in der Sammlung des Kunstmuseums Winterthur präsent.
Sylvie Fleury
in situ-Arbeit: Be amazing, 2007, Neonröhren, Transformatoren, 150 x 620 x 10 cm
Einer Werbung gleich prangt der Neonschriftzug ‹be amazing› von Sylvie Fleury an der Fassade der Villa Flora (Sammlung Hahnloser). Mit unverkennbarer Übertreibung, Ironie und Kritik fordert die Künstlerin vom Einzelnen Unmögliches und spricht damit aus, was in der westlichen Welt – und nicht nur im Mode- und Konsumbereich – nahezu ein kollektives Selbstideal ist: Sei toll, sei besonders, sei mutig. Fleury entlarvt mit ihrem schönen, violett leuchtenden Schriftzug dessen absurden Inhalt. Nicht ohne Bezug steht die Arbeit dabei zur Villa Flora, die zeitgleich eine Ausstellung zu Félix Vallotton zeigt, einem Meister der Entlarvung bürgerlicher Konventionen und der Darstellung von Schönheit und Künstlichkeit.
Objekte der Mode-, Lifestyle-, Konsum- und Werbewelt aber auch der militärischen Gewalt (Raketen) gehören zum künstlerischen Formenrepertoire der schweizerischen Künstlerin Sylvie Fleury (1961 in Genf geboren). Vermeintlich die Objekte ihrem Kontext unverändert entnommen, thematisiert Fleury durch Anordnung, Bearbeitung oder inhaltliche Umwertung die Absurdität von Luxusartikeln, Modeaccessoires oder der Raketenabschreckung. Sie offenbart Wertmaßstäbe der Konsum und Leistungsgesellschaft aber auch menschliche Wunschvorstellungen. Aus dem Werbekontext nimmt sie das Medium der Lichtwerbung auf und drückt darin in Post-Pop-Art-Manier die Zwiespältigkeit von Sehnsüchten und Lebensmaximen aus wie etwa „Be amazing“, „Faster! Bigger! Better!“ oder „Yes to all“.
Sylvie Fleury gehört zu den bekanntesten zeitgenössischen Schweizer Künstlerinnen. Bereits 1993 war sie auf der 45. Biennale von Venedig vertreten. Zahlreiche Ausstellungen zeugen von der weit reichenden Annerkennung ihres Oeuvres.
Gunda Förster
in situ-Arbeit: Interference, 2007, 12 Scheinwerfer à 2.600 Watt (insgesamt 31.200 Watt) im Treppenhaus der Kunsthalle an allen 3 Wänden angebracht, 2 Lautsprecherboxen, 1 Subwoofer-Box, Dimmer, Sinustöne, Auslösung über Bewegungsmelder, elektronisch gesteuert, Maße variabel
Im Treppenhaus des bedeutendsten gotischen Profanbaus Winterthurs, dem Waaghaus, verweist Gunda Förster auf die bedrohliche, dunkle Seite des Lichts und auf die Korrespondenz von Licht- und Tonwellen. Will man hinaufsteigen, um die Ausstellung ‹Aggression› in der Kunsthalle zu sehen, so muss man ihre Arbeit ‹Interference› (2007) passieren, bei der im Laufe des Hinaufsteigens unterschiedliche Phasen durchschritten werden, die von lautloser Dunkelheit zu an- und abschwellenden Tönen mit Glühlicht bis zu grellem Licht mit hohem Dauerton reichen. Helligkeit, Vibration und Wärme bereiten ein körperliches Wechselbad der Gefühle. Von dem aus der grossen Fensterfront nach draussen dringenden Licht angelockt kommen neugierige Passanten herbei.
Licht stellt für die 1967 in Berlin geborene deutsche Künstlerin Gunda Förster ein plastisches, gestaltbares Material dar, das sie meist in Form von Bewegung und sei es auch nur durch An- und Ausschalten einsetzt. Sie kombiniert Licht – kaum wahrnehmbar oder glühend heiß und gleißend hell – mit hohen und tiefen Tönen und verdeutlicht so die Korrespondenz zwischen der Wellenförmigkeit der beiden Medien Licht und Ton.
Die Künstlerin erhielt 2006 den Lichtkunstpreis LUX.US der Stadtwerke Lüdenscheid und 2004 den Hector Kunstpreis der Kunsthalle Mannheim. Sie schuf mehrere Arbeiten für den öffentlichen Raum (Neues Museum Weimar, Brücke in Berlin). 2001 waren ihre Arbeiten im Helmhaus in Zürich zu sehen.
Tue Greenfort
in situ-Arbeit: Untitled (Schalter), 2002/2007, Lichtschalter an 3 bestehenden Parklaternen
Im gleichen Park hat der dänische Künstler Tue Greenfort an mehreren alten Parkkandelabern gewöhnliche Lichtschalter angebracht. Das öffentliche Licht, das normalerweise zentral und zu einer festgelegten Uhrzeit an- und ausgeschaltet wird, ist dadurch vom Einzelnen beeinflussbar und erhält so die Qualität privaten Lichts. Man kann sich vorstellen, dass die Möglichkeit der Einflussnahme auf Licht und Dunkel in einem öffentlichen Park Diskussionen vor Ort auslöst.
Der dänische Künstler Tue Greenfort wurde 1973 in Halbæk geboren. Seine Arbeiten zeichnen sich durch Bezüge auf die Produktionen anderer Künstler, das Aufgreifen von grotesken Mechanismen der Herstellung und Vermarktung von Waren aber auch durch Eingriffe in die Lebenswelt von Pflanzen und Tieren aus. Licht stellt nur ein Medium unter der Vielzahl von Materialien dar. Die Fertigung einer Lampe aus benutzten Ikea-Pappbechern und die Anbringung eines Schalters an einer öffentlichen Straßenlaterne sind Beispiele für seine gesellschaftliche Fragen aufwerfende Arbeitsmethode.
Neben einer Vielzahl von Ausstellungsteilnahmen, präsentiert der junge Künstler dieses Jahr auch bei den Skulptur Projekten Münster 07 eine ortspezifische Arbeit im öffentlichen Raum.
Mark Handforth
Lamppost, 2003, Aluminium, Elektrokabel, Glühbirne, Emailfarbe, 490 x 762 x 490 cm (Sammlung Le Consortium, Dijon)
Der Stadtgarten hinter dem Museum Oskar Reinhart bietet reichlich Raum und Möglichkeiten, Skulpturen und Plastiken zu präsentieren, und wird von vielen Winterthurern auch im Herbst und Winter als kurzweiliger Durchgangsweg benutzt. Die sieben Meter lange geknickte New Yorker Strassenlaterne ‹Lamppost› (2003) von Mark Handforth hat hier, von der Strasse aus sichtbar, direkt neben dem Museum und einer Skulptur von Gerhard Marcks ihren Platz gefunden. Was wie zerknickt wirkt, wurde vom Künstler sorgfältig auseinandergenommen und in einer ausbalancierten Form neu zusammengeschweisst. Der unhandliche Alltagsgegenstand hat seine Funktion dabei nicht verloren, sondern leuchtet nun am Boden und lockt so manches Schmunzeln hervor.
Der in Miami lebende amerikanische Künstler Mark Handforth (1969 in Hong Kong geboren) zerlegt Alltagsobjekte in ihre Bestandteile, um sie neu zusammenzusetzen. Unter Beibehaltung ihrer Funktion entstehen so verdrehte Skulpturen wie etwa eine Straßenlaterne, die mehrmals geknickt auf dem Boden liegt und noch knapp über dem Boden leuchtet. Der Künstler sieht in der Bearbeitung von Readymades die Wiedergeburt des Gegenstandes aus seiner Zerstörung. Des Weiteren schafft er aus farbigen Leuchtstoffröhren durch formale Anordnungen Naturstimmungen wie einen aufgehenden Mond oder eine helle Sonne am Horizont.
2003 war der noch junge Künstler auf der Biennale de Lyon vertreten, 2005 widmete ihm das Kunsthaus Zürich eine Einzelausstellung. Sowohl in Europa als auch den USA sind seine Werke in Ausstellungen zu sehen.
Jeppe Hein
permanente in situ-Arbeit: 3 dimensional circle, 2007, Rimex Super Mirror, Edelstahl, Acrylglas, LED-Technik, Spiegelfolie, 200 x 140 x 140 cm
Jeppe Heins Spiegelobjekt, aus dessen Innerem nachts das Licht zahlreicher weisser LEDs scheint, zieht im Garten der Villa Bühler (Münzkabinett und Antikensammlung) den Blick magisch an. Man kann durch die kreisrunden Öffnungen der Plastik hindurchsteigen, ihren Innenraum durchschreiten. Am Tage die Umgebung irritierend spiegelnd und durch ihre leere Mitte Durchblicke ermöglichend, deutet die Plastik des Nachts anhand der drei leuchtenden Innenkanten eine Kugel an, die an Gestirne denken lässt. Der spiegelnde Glanz vergangener Feste im Inneren der Villa ist ebenso eingefangen wie die sehnsüchtigen Blicke in den nächtlichen Sternenhimmel der einst im Garten Weilenden.
Die künstlerischen Wurzeln des dänischen Künstlers Jeppe Hein (1974 in Kopenhagen geboren) liegen in der Minimal Art. Wie dort stellt der Betrachter ein körperliches Gegenüber der Skulpturen dar, jedoch wirkt sich bei Jeppe Hein die Bewegung des Betrachters auf die Skulpturen aus. Seine Arbeiten sind interaktiv, Unerwartetes geschieht: Sitzbänke und Museumswände beginnen sich zu bewegen, eine Stahlkugel rollt beängstigend durch den Raum. Lampen, deren Schirme aus Neonröhren geformt sind, erlöschen, wenn sich ihnen der Besucher nähert.
Der junge Däne gehört mittlerweile zu den Senkrechtstartern der Kunstszene, was sich nicht nur an der Vielzahl von Ausstellungsbeteiligungen der letzten Jahre sondern auch an Projekten zeigt, die bereits für 2008 und 2009 zugesagt sind.
Katharina Hohmann
in situ-Arbeit: Lost Chandeliers – Verlorene Lüster, 2007. Drei Objekte aus Edelstahlkonstruktion mit Lampenschirmen (Stoff, Glas, Holz, Muscheln, Bast, Plastik), 12 Volt LED-Glühlampen, Motor, Sensor, Trafos
Ganz anders nimmt sich dagegen die Arbeit ‹Lost Chandeliers – Verlorene Lüster› (2007) von Katharina Hohmann aus. Hohmann ist Stipendiatin des Artists-in-Residence-Programms der gegenüber liegenden Villa Sträuli und setzt sich dezidiert mit dem aktuellen Abriss vieler Winterthurer Villen auseinander. Ihre ‹Lüster›, die an Bäumen der Villa Sträuli und im Stadtgarten hängen und hin und wieder durch einen inneren Mechanismus in Bewegung versetzt werden, verweisen auf eine vergangene Kultur und Wohnform, die einer modernen Lebensgestaltung weichen müssen. Licht steht hier für Erinnerung und Gedenken, aber auch als Warnung.
Die 1964 in Sorengo geborene und in Norditalien aufgewachsene deutsche Künstlerin Katharina Hohmann arbeitet stark ortsbezogen und historisch-dokumentarisch. Unterschiedlichste Materialien kommen bei ihrer Orts-Referenz zum Einsatz, auch Licht: narrative Diapositive, zu Worten geformte Neonröhren oder aber gefundene Lampen, die bereits eine Geschichte hinter sich haben. Ihre Arbeiten zielen auf eine Auseinandersetzung des Betrachters mit dem jeweiligen Ort, seine Vergangenheit wird präsent. Die Künstlerin setzt sich stark mit der Funktion und den Möglichkeiten von Kunst insbesondere aber Lichtkunst im öffentlichen Raum auseinander.
Katharina Hohmann wird ab Juni 2007 eines der drei Artists-in-Residence-Ateliers der Villa Sträuli beziehen und kann so ihre Recherche über die Winterthurer Fabrikantenvillen und deren Mäzenatentum vor Ort entwickeln. 2001 hat sie den postgraduierten Studiengang Public Art and New Artistic Strategies der Bauhaus-Universität Weimar mitbegründet. 2001 und 2002 erhielt sie jeweils den Hochschulpreis der Bauhaus-Universität Weimar.
Yoshiaki Kaihatsu
in situ-Arbeit: Happô-En in Winterthur, 2007, Styropor, Leuchtstofflampen, Holz, Farbe, Holzstäbchen, Klebstoff, ca. 220 x 500 x 400 cm
Im grossräumigen Garten des Museum Lindengut (Historisches Museum), der im Volksmund ‹Vögelipark› genannt wird, hat Yoshiaki Kaihatsu auf einem in den Boden eingelassenen Springbrunnen ein japanisches Teehaus aus Holz und Styropor errichtet. Kulturelemente des Ostens und Westens begegnen sich hier am Historischen Museum in einem aus globalem Transport- und Wegwerfmaterial zusammengesetzten Lichtpavillon. Der Künstler schenkt Tee in Plastikschalen aus und diskutiert mit den Besuchern und Passanten über Kunst und Tradition.
Aus Wegwerf- und Transportmaterialien unserer modernen westlichen Zivilisation baut der japanische Künstler Yoshiaki Kaihatsu (1966 in Yamanashi geboren) Teehäuser, in deren Inneren weiße Leuchtstofflampen „erhellend“ leuchten. Der Künstler verlagert die Jahrhunderte währende Tradition der Teehauskultur nicht nur in den westlichen Kontext, sondern adaptiert sie durch die Benutzung von Getränkekisten als Boden und Styropor als durchscheinende Wände auch an den Materialgebrauch des Westens. Kaihatsus Teehäuser sind begehbar und man kann darin an einer Kaihatsu-Teezeremonie teilnehmen und mit dem Künstler über Fragen der Kunst diskutieren.
Der Künstler lebt in Berlin und Japan, verbindet Ost und West, indem er in beiden Welten Materialien, Themen und Aspekte der anderen Welt ausstellt. Kunstpreise erhielt er in Tokyo und Kawasaki.
Zilla Leutenegger
in situ-Arbeit: Good bye, 2007, Video, Wandzeichnung, ohne Ton, Projektionsgröße ca. 7 x 13 m
Manch einer wird sich über die schwarze Zeichnung eines Citroën DS Cabrio auf der grossen Wand des Fotoszentrum Winterthur wundern, denn sie entpuppt sich erst dann als Lichtarbeit, wenn abends der gegenüber installierte Beamer eingeschaltet wird: Dann erhält das Auto Scheinwerferkegel, und der Schal der sitzenden Frau beginnt zu wehen. ‹Goodbye› (2007) heisst die narrative Arbeit von Zilla Leutenegger, die wie eine lebendig gewordene Fotografie auf der Wand prangt, den flüchtigen Moment des Verlassens im stetigen Loop festhaltend. Einst führte die Belichtung von Silbernitratkristallen zu den ersten ‹wahrheitsgetreuen› menschlichen Abbildern. Heute, nach zahlreichen technischen Entwicklungen und Sprüngen, sind die Lichtbilder im digitalen Zeitalter angelangt.
Die Schweizer Künstlerin Zilla Leutenegger wurde 1968 in Zürich geboren. Sie präsentiert in Zeichnungen meist sich selbst, wobei sie dabei als Stellvertreterin von Seelenzuständen allgemeiner Art fungiert: Alleinsein, Hausfrauenarbeit, Mann auf dem Mond etc. Besonders an ihrer Arbeit mit Licht ist, dass sie Wandzeichnungen durch Videozeichnungen ergänzt und so zum Leben erweckt. Denn erst durch das Einschalten der Projektion erscheint im Lichtkegel auf der Wandzeichnung sie selbst: etwa schreibend am Schreibtisch, im Bett liegend etc.
Die Künstlerin erhielt 2001 und 2003 den Manor- bzw. Förderpreis des Kanton Graubündens. Sie ist mit ihren außergewöhnlichen Arbeiten auf internationalen Ausstellungen vor allem im europäischen Raum vertreten.
Installationsbilder